Hierher verschlägt es Mohsen Taheri (Navid Akhavan). Der Sohn eines in Köln lebenden iranischen Fleischermeisters (Michael Nivarani) soll das Geschäft übernehmen, nachdem seinem Vater die Lizenz entzogen wurde. Handschlachten bringt dem sanftmütigen Mohsen allerdings so aus der Fassung, dass er zur Beruhigung an seinem ellenlangen Tagebuchschal stricken muss. Ein krummes Geschäft mit einem Schafe schmuggelnden Polen soll Abhilfe verschaffen. Auf dem Weg zur Grenze bleibt Mohsens Auto in der einstigen sozialistischen Produktionshochburg Oberniederwalde liegen. Neben den zu erwartenden misstrauischen bis ausländerfeindlichen Einheimischen, die den nostalgisch idealisierten DDR-Zeiten nachtrauern, trifft Mohsen auf die Ex-Kugelstoßerin Ana (Anna Böger). Die wallkürenhafte Blonde und der schmächtige Deutschiraner verlieben sich. Doch Anas Eltern (Wolfgang Stumph und Eva-Maria Radoy) sehen die Liason ebenso skeptisch wie Mohsens ihm nachreisende Familie. Ein Missverständnis auf beiden Seiten bricht das Eis zwischen den Taheris und den Ostbürgern. Beide glauben, die jeweils andere Partei wolle mit ihnen einen lukrativen Geschäftsvertrag eingehen, dessen Krönung die glückliche Partnerschaft von Sohn und Tochter würde. Mohsen nährt den Irrtum und wird so zum Wolf im Schafspelz. Dabei sind er und Ana Vegetarier mit einem drolligen Lämmchen aus dem Schafschmuggel im Schlepptau.
“Ich dachte wir haben EU!” So entfährt es Mohsen gegenüber übergenauen Grenzkontrolleuren und so denkt auch der Zuschauer. Falsch liegen beide. Zwar spielt Ali Samadi Ahadis “Salami Aleikum” in der Gegenwart, doch die inszeniert der iranischstämmige Regisseur und Drehbuchautor als Paralleluniversum. Karikatureskes und Klamauk halten sich in “Salami Aleikum” die Waage. Wie aus dem Bilderbuch der Stereotype entnommen erscheint die ostdeutsche Filmlandschaft. In den gelungeneren Momenten hat die bewusst klischeehafte Bilderbuchwelt etwas Unbeschwert-Humoristisches. Unglücklicherweise fehlt “Salami Aleikum“ bei der Dosierung seiner gezielten Verzerrung das Maß. Mit den Übertreibungen übertreibt es der Film und so wird die farbenfrohe Dorflandschaft grell und der Humor steigert sich vom Spitzen ins Schrille. Dieses Zuviel setzt sich in den Witzen fort. Zwar bringt es Regisseur und Drehbuchautor Ahadi in “Salami Aleikum” auf einige humorige Einfälle, doch werden die durch ständiges Wiederholen nicht besser. Statt inspiriert wirkt Ahadis Werk fantasielos.
Der müde Witz, dass die Ossis ein altkommunistisches Völkchen sind, dass Westdeutsche noch weniger ausstehen kann als fremdländisch Aussehende, ist zu abgenutzt, um einen ganzen Film zu tragen. Im Gegensatz zu Komikerkollegen anderer Länder, wie Sascha Boron Cohen, welche die Vorurteile der Durchschnittsbürger mittels messerscharfer Satire vorführen, fehlt es „Salami Aleikum“ an Schneid. Ein braves Lämmchen, wie es seine beiden Hauptdarsteller aufnehmen, will auch der Regisseur sein. Echte, keineswegs unangebrachte Kritik an der Kleinbürgermentalität, die nicht nur im Osten Deutschlands vorzufinden ist, wagt Ahadi nicht. Die Rechtsradikalen in Oberniederwalde verputzen fröhlich persische Gerichte und gucken schlimmstenfalls schräg auf Mohsen. Die einstigen Planarbeiter öffnen sich der Innovation und Kultur. Friede sei mit allen. Weniger Friedfertigkeit hätte indes dem allzu harmlosen „Salami Aleikum“ gut getan.
Für “Salami Aleikum” geht es in entgegen gesetzte Richtung, in die tiefste ostdeutsche Provinz.
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Originaltitel: Salami Aleikum
Genre: Komödie
Land/Jahr: Deutschland 2008
Kinostart: 23. Juli 2009
Regie und Drehbuch: Ali Samadi Ahadi
Darsteller: Navid Akhavan, Anna Böger, Michael Niavarani, Proschat Madani, Wolfgang Stumph
Verleih: Zorro
Internet: www.salami-aleikum.de
FSB: ohne Altersbeschränkung
Laufzeit: 106 Minuten